OLDENBURG. Tyler Larson grinst. Auf das nicht nur an diesem Tag indiskutable Oldenburger Wetter angesprochen, erwidert er: „Ich nehme lieber einen exzellent organisierten Club und schlechtes Wetter als umgekehrt.“ Der nachverpflichtete Aufbauspieler der EWE Baskets Oldenburg wirkt an diesem verregneten Donnerstag äußerst zufrieden, rührt entspannt im Latte Macchiato und ergänzt: „Es ist toll hier!“
„Hier“ – das meint sowohl die Stadt im Allgemeinen, als auch die Baskets, die an diesem Sonntag um 18 Uhr auf Brose Bamberg treffen, im Besonderen. Oldenburg habe genau die richtige Größe, der Club verfüge über sehr professionelle Strukturen. „Alle sind voll auf Basketball und das Wohl der Spieler fokussiert“, lobt er.
Dabei sah es zu Beginn der Saison nicht so aus, als ob der 27-Jährige den Herbst in Oldenburg verbringen würde. Im Sommer unterschrieb Larson einen Vertrag beim französischen Erstligisten Boulazac Basket Dordogne, doch die Club-Verantwortlichen waren der Meinung, auf seiner Position einen Wechsel vollziehen zu müssen. „Das kam überraschend“, sagt er nachdenklich. „Aber so läuft es leider manchmal.“ Sein Team habe auf Playoffkurs gelegen, doch die Oberen suchten einen Neuen.
Als das Angebot aus Oldenburg kam, musste er nicht lange zögern. Die Bundesliga kennt der 1,91 Meter große US-Amerikaner, spielte er doch im Vorjahr Teile der Saison bei den Fraport Skyliners aus Frankfurt. Dort wie nun auch in Oldenburg wurde Larson im Verlauf der Spielzeit nachverpflichtet; ein Umstand, der sich wie ein roter Faden durch seine Profikarriere zieht.
Tatsächlich hat er nach seinem College-Abschluss nie eine komplette Saison für ein Team absolviert. „Das hatte immer wieder andere Gründe“, erklärt er. „Hier eine Verletzung, dort ein Angebot eines anderen Clubs, zuletzt die Sache in Frankreich.“ Larson hält inne. „Das darf sich aber gerne mal ändern.“
Aktuell betreibt er allerbeste Werbung in eigener Sache, liefert sowohl in der Bundesliga, als auch im Eurocup exzellente Zahlen. Er punktet, holt Rebounds, verteilt Assists und reißt das Team mit Einsatz und Emotionen mit. Dabei ist die Situation durchaus eine spezielle, denn als siebter ausländischer Akteur im Kader wirft er für Trainer Mladen Drijencic das Problem auf, dass dieser sich bei jedem Bundesliga-Spiel aufgrund der Regularien für sechs Import-Spieler entscheiden muss – und eben auch jeweils gegen einen.
„Der Gedanke, möglicherweise einen Spieler zu verdrängen, steht nicht im Mittelpunkt“, sagt Larson. „Alle haben das gleiche Ziel, alle wollen gewinnen. Dazu gehört auch, dass immer einer zuschauen muss. Derjenige muss dann von der Bank aus Energie vermitteln.“ Zuletzt traf es Braydon Hobbs, eigentlich als Anführer für das Team vorgesehen.
„Als das Angebot aus Oldenburg kam, wurde deutlich, dass hier offenbar irgendetwas fehlt. Ein Teil im Ganzen, um stabiler zu werden. Ich möchte mithelfen, erfolgreich zu sein.“ Mit seinen bisherigen Darbietungen hat er bereits unter Beweis gestellt, dass er diese Rolle mit Selbstbewusstsein annimmt – und ausfüllt.
„Die Saison ist lang“, blickt er voraus. „Es geht immer ums Gewinnen, in jedem Wettbewerb. Wir wollen in die Playoffs, wir wollen im Eurocup weiter erfolgreich sein, und wir wollen im Pokal eine Rolle spielen.“ Rückschläge wie die Niederlage in Göttingen versteht er als Teil des Prozesses, so unbefriedigend derlei Ergebnisse auch sein mögen. Daher sei auch das Weiterkommen in Europa für die Entwicklung als Team positiv. Und er betont: „Ich liebe es, zweimal die Woche zu spielen.“
Und vielleicht klappt es für ihn am Ende ja bei anhaltend souveränen Vorstellungen sogar, Oldenburg als längere Station zu erleben – trotz des Wetters.